Die mobile Hauskrankenpflege steht vor besonderen Herausforderungen: Pflegekräfte arbeiten oft autonom und treffen Entscheidungen direkt vor Ort – meist in Bedingungen, die sehr speziell sind. Gleichzeitig greifen die aktuellen Mitbestimmungsmöglichkeiten, die ihre Arbeitssituation verbessern könnten, zu kurz. Genau hier setzt das Forschungsprojekt „OMAHA: Organizing und Mitbestimmung – Aktionsforschung für die mobile Hauskrankenpflege“ an.
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Der mobilen Pflege zu Hause eine klare Stimme geben
„Unser Ziel ist es, der Pflege eine Stimme zu geben – vor allem durch die Stärkung der Betriebsräte, die oft das Sprachrohr vieler Pflegepersonen sind“, erklärt Prof. (FH) Dr. Alexander Braun vom IMC Krems, der das Projekt initiierte. „Betriebsräte sind der ideale Hebel, um Verbesserungen anzustoßen. Sie kennen die Herausforderungen vor Ort und bringen das notwendige Engagement mit, um Arbeitsbedingungen zu verändern.“
Das vom Projektfonds „Arbeit 4.0“ der Arbeiterkammer Niederösterreich geförderte Forschungsprojekt verfolgt einen partizipativen Ansatz. Betriebsrät*innen, werden zu Co-Forscherinnen ausgebildet, die gemeinsam mit Pflegekräften und Gewerkschaftsfunktionär*innen Lösungen erarbeiten.
Eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis
Für Sonja Hoer, Betriebsratsvorsitzende der Hilfswerk Niederösterreich Betriebs GmbH und aktive Teilnehmerin des Projekts, ist „OMAHA“ ein echtes Herzensprojekt: „Nach 20 Jahren in der Pflege weiß ich genau, wo der Schuh drückt. Betriebsräte sind entscheidend, um die Stimme der Pflegekräfte hörbar zu machen und Veränderungen anzustoßen.“ Sie sieht im Projekt eine Chance, Vorurteile über die Hauskrankenpflege abzubauen und die oft unsichtbare Arbeit ihrer Kolleg*innen sichtbar zu machen.
Hoer betont auch die Bedeutung der wissenschaftlichen Begleitung: „Es ist wichtig, dass wir nicht nur aus der Praxis heraus handeln, sondern auch fundierte Daten und neue Perspektiven einbeziehen. Das gibt unseren Forderungen mehr Gewicht und zeigt auf, wo wirklich Handlungsbedarf besteht.“
Pionierarbeit für bessere Arbeitsbedingungen
Mit „OMAHA“ geht das IMC Krems neue Wege. Es ist eines der ersten Projekte, das die Labour Union Revitalization Studies – einen international erprobten Ansatz zur Stärkung betrieblicher Mitbestimmung – auf die Pflegebranche anwendet. „Wir möchten zeigen, wie moderne Mitbestimmung aussehen kann, die speziell auf die Bedürfnisse der mobilen Pflege zugeschnitten ist. Die Erfahrungen aus anderen Ländern haben uns inspiriert, und wir sind überzeugt, dass unser Projekt wichtige Impulse geben wird“, sagt Braun.
Das Projektteam hat große Pläne: In mehreren Phasen wurden bereits Bedarfe analysiert und in enger Zusammenarbeit mit den Beteiligten innovative Lösungen entwickelt. Regelmäßige Feedback-Schleifen stellen sicher, dass die Ergebnisse praxistauglich sind und langfristig Wirkung zeigen.
Gemeinsam für eine starke Pflege
Letztlich geht es darum, der Pflege eine Stimme zu geben und sie in den Mittelpunkt zu rücken – nicht nur als Beruf, sondern auch als gesellschaftliches Thema. „Dieses Projekt ist ein Schritt in die richtige Richtung, um die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern und den Pflegekräften die Anerkennung zu geben, die sie verdienen“, fasst Hoer zusammen.
Das IMC Krems und der Betriebsrat der Hilfswerk Niederösterreich Betriebs gmbH zeigen mit „OMAHA“, wie Wissenschaft und Praxis Hand in Hand arbeiten können, um die Pflegebranche zukunftsfähig zu gestalten. Ein Projekt, das Hoffnung macht – und das Potenzial hat, echte Veränderungen zu bewirken.