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Impfstoffentwicklung im Forschungsfokus
Das aktuelle Forschungsprojekt „ImmunoProteomics“ am IMC Krems verwendet Proteomik – das ist die Analyse sämtlicher Proteine einer Zelle oder eines Organismus (Proteom) mittels Massenspektrometrie –für die gezielte Entwicklung von Biotherapeutika. Die Förderung der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG ist ein entscheidender Beitrag zum Aufbau des Labors Biomedizinische Massenspektrometrie am Institut Krems Bioanalytik (IKB).
Antigene in der Impfstoffherstellung
Die Herstellung von Impfstoffen hat im Zuge der COVID-19-Pandemie einen außergewöhnlich hohen Stellenwert in der pharmazeutischen Industrie und in der öffentlichen Wahrnehmung erlangt. Sie konnte nur durch globale Initiativen bewältigt werden, die eine konzertierte Strategie von Wissenschaft und Industrie forciert haben. Neben Fragen nach Typ und Bereitstellung des Impfstoffs spielen in der Impfstoffentwicklung grundsätzlich vor allem die Auswahl der Antigene eine zentrale Rolle.
„Das Hauptziel des Projekts ist der Aufbau einer immunmedizinischen Proteomik-Plattform am IMC Krems, die die molekulare Charakterisierung von Immunantworten ermöglicht und dadurch die Basis für effiziente und sichere Impfstoffe und Therapien liefert. Die Analyse der Antigen-Antikörper Bindung mittels Massenspektrometrie hat das Potenzial, die Selektion von Antikörpern für die pharmazeutische Entwicklung und deren industrielle Herstellung zu revolutionieren“, so Dipl.-Ing. Dr. Franz Herzog, Stiftungsprofessor und Leiter Massenspektrometrie im Institut Krems Bioanalytik am IMC Krems.
Institut Krems Bioanalytik
Der Forschungsschwerpunkt des IKB im Bereich der Immunogenität von Biotherapeutika soll mithilfe des neuen Massenspektrometers entscheidend ausgebaut werden. Auch die Möglichkeiten des praxisorientierten Lehrbetriebes am IMC Krems werden damit substanziell verbessert. Die im Rahmen des Projektes ImmunoProteomics etablierte Technologieplattform wird zum langfristigen Aufbau eines neuen Kompetenzfeldes in Österreich beitragen, in dem die Bereiche Immunologie, Immunogenität und Impfstoffentwicklung als integrative Schwerpunkte etabliert werden sollen. Insbesondere die Kombination aus Massenspektrometrie und Antikörper-basierten Technologien ist ein Alleinstellungsmerkmal und wird zu einer Vielzahl von nationalen und internationalen Kooperationen mit pharmazeutischen Unternehmen führen.
Massenspektrometrie mit großem Potenzial
Welche Proteinspaltprodukte eines Erregers, einer Tumorzelle oder eines Biotherapeutikums eine Immunantwort auslösen, kann mittels Massenspektrometrie ermittelt werden. Dies wird nicht nur die Identifizierung wesentlicher Antigene für die Entwicklung von Immuntherapien ermöglichen, sondern auch die Klassifizierung von Krebserkrankungen durch die Erkennung der entsprechenden Biomarker wesentlich verbessern. Ein weiterer massenspektrometrischer Ansatz zur Identifizierung von Biomarkern, auch als Plasma-Proteomik bekannt, wird durch die tiefgreifende Proteom-Analyse von Blutplasma etabliert, da Blutplasma durch Sekretion aus Geweben ein reichhaltiges Reservoir an Biomarkern darstellt.
Im Gegensatz zu den etablierten Standardmethoden für pharmazeutisch hergestellte Antikörper sollen in diesem Forschungsvorhaben massenspektrometrische Ansätze zur Analyse von körpereigenen Antikörpern aus Blutproben etabliert werden. Durch die Charakterisierung des patientenspezifischen Antikörperspektrums kann die Grundlage für die Entwicklung von maßgeschneiderten Therapien bis hin zu personalisierter Medizin geschaffen werden.