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Jessie Janssen: Immer in Bewegung

Eine außergewöhnliche Forscherin des IMC Krems zum „Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft“ am 11.2. im persönlichen Forscher*innen-Portrait.

Die FH-Professorin am Department of Health Sciences wechselte für ihre Forschung aus den Niederlanden nach Neuseeland, von dort weiter nach England und 2019 an das IMC Krems. Dabei stets unverzichtbar: ihr Mann und ihr fiets - ihr Fahrrad. Was Sie jungen Forschenden ans Herz legen möchte, verrät sie hier.

Portrait von Jessie Janssen
Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft am 11.2.: Eine außergewöhnliche Forscherin des IMC Krems im persönlichen Forscher*innen-Portrait.

Nicht nur geografisch, auch gedanklich bleibt Jessica Janssen in Bewegung. Sie interessiert sich für alles, was mit Physiotherapie und evidenzbasierter Praxis zu tun hat und schlägt so die Brücke für den Transfer von Forschungsergebnissen in die Behandlungspraxis. Aktuell arbeitet sie an einem Ausbildungsangebot zu „Red Flags“ in der Physiotherapie. Red Flags sind Warnsignale, die im Gespräch oder während der Behandlung aufkommen, auf eine schwerwiegende Erkrankung im Hintergrund hindeuten und einer ärztlichen Abklärung bedürfen. Janssen betreut ein zweites Forschungsprojekt zur verbesserten Beweglichkeit von Personen mit Parkinson und arbeitet ein drittes Projekt zu Empathie in Pflegeberufen aus. 
Es ist kein Geheimnis, dass Forschen immer auch bedeutet mit Rückschlägen zu leben und in Sackgassen zu landen. Was braucht die erfahrene Forscherin, um sich da hinaus zu manövrieren? „Es braucht eine lohnende Aufgabe und es muss Spaß machen“, lautet ihr denkbar einfaches Rezept. Das ist für jeden etwas anders, aber sie nennt neben dem Nutzen der Ergebnisse die Arbeit im Team als Kraftquelle.

Der Weg nach Krems

Die gebürtige Niederländerin studierte zunächst Biomedical Health Sciences in Nijmegen mit Fokus auf den Bewegungsapparat und lernte dort neben medizinischen Grundlagen sehr viel über Forschungsmethoden, Studiendesign und Datenschutz. Weil sie den direkten Kontakt zu Patient*innen vermisste, zog sie 90 Kilometer weiter nach Utrecht, wo sie 2005 eine Physiotherapieausbildung abschloss. Der nächste Meilenstein führte sie für einen PhD in Physiotherapiewissenschaften an die University of Otago (NZ), wo sie zusammen mit ihrem Mann über vier Jahr lebte. 2012 wechselten sie gemeinsam von Neuseeland ins Vereinigte Königreich, wo Jessie Janssen sieben Jahre an der University of Central Lancashire in Preston forschte und sich die Familie vergrößerte. Mit den zwei gemeinsamen Kindern (sieben und neun) übersiedelte die Familie zurück auf das europäische Festland. Von Furth legt sie alle Alltagswege mit ihrem fiets, dem Fahrrad, zurück: „Man kann das Mädchen aus den Niederlanden hinaus bekommen, aber nicht die Niederlande aus dem Mädchen“, witzelt sie. Außerdem nutzt sie die Zeit so effektiv für Bewegung und zum Umschalten von Arbeits- auf Familienmodus. Den Ausgleich zur Arbeit findet sie übrigens in der Natur.

Wenn der Funke überspringt

Jessica Janssen will Menschen für Forschung begeistern. Klare Vorteile ihres Berufs sieht sie im Reisen, dem neue Leute treffen, stets Dazulernen und Verbindungen herstellen. Mit Kolleg*innen oder Studierenden zusammen zu arbeiten, macht sie happy. Noch glücklicher ist sie, „wenn der Funke überspringt und ich den Nutzen und den Spaß von Forschung als Beruf vermitteln kann“. Als Kind hatte sie keinen konkreten Berufswunsch: „Ich wollte nur spielen und erforschen. Auf gewisse Art und Weise mache ich das wohl bis heute“, sagt sie. Vorbildern und Mentor*innen ist sie immer wieder begegnet. Dazu zählen Desiree Wierper-Heijnen, Managerin der Rehabilitationseinrichtung in den Niederlanden, wo sie gearbeitet hat sowie Dr. Brigit Mirfin-Veitch und Professor Leigh Hale von der University of Otago, die an sie glaubten und ihre Entwicklung förderten. Es war auf der Südinsel Neuseelands, wo ihr klar wurde, dass ihre Zukunft in der Forschung liegt und diese Kraft hat sie bis nach Krems gebracht.

Nachwuchs für Forschung begeistern

Jessie Janssen glaubt nicht, dass sie Begeisterung für Wissenschaft in ihre Kinder hineinfördern muss. Ab und zu machen sie zuhause Experimente oder schauen ein interessantes TV-Programm: „Kinder sind von Natur aus neugierig. Ich muss nur ab und zu fragen ‚Warum ist das wohl so?‘.“ Ein Rat, den sie ihrem jugendlichen Ich heute geben würde, lautet: Wissenschaft ist immer eine Teamleistung. Unterschätze also nie die Wichtigkeit von Kommunikation und Organisation. Man muss nicht alles selbst wissen, weil es im Team am besten jemanden gibt, den man fragen kann.

Viele Wege führen in die Forschung

Es gibt nicht den einen Weg in die Forschung, sondern viele verschiedene. Ihre Empfehlung für Jungforscher*innen wäre: „Lasst euch Zeit!“ Zeit, „um von verschiedenen Menschen zu lernen, auch außerhalb von Österreich und herauszufinden, was für euch funktioniert. Damit ihr dranbleiben könnt. Es lohnt sich Forscherinnen und Forscher ausfindig zu machen, deren Arbeit ihr respektiert. Und euch dann bei ihnen zu bewerben, mit ihnen zu kooperieren, um zu lernen“. 
Man muss kein Mathegenie sein, um Forscher*in zu werden. Eher eine Neugierdsnase mit einem soliden Plan, die dranbleibt. Deshalb lautet ihre allgemeine Empfehlung für Forschungsinstitutionen, die gute Leute halten wollen, ihnen eine Perspektive über die Laufzeit von Projekten hinaus zu geben.
 

Prof.(FH) Jessica Janssen, PhD, MSc,BH
Absolvierte 2002 ihren Master in Biomedical Health Sciences mit Spezialgebiet Bewegungswissenschaften an der Universität Nijmegen (NL), 2005 schloss sie die Ausbildung zur Physiotherapeutin in Utrecht ab. Ihren PhD in Physiotherapiewissenschaften machte sie
2012 an der University of Otago (Neuseeland) und forschte anschließend sieben Jahre an der University of Central Lancashire (UK). 2019 wechselte sie an das IMC Krems, wo sie 2022 zur FH-Professorin am Department of Health Sciences ernannt wurde.