Story

Karrierechancen für berufstätige Mütter

Im Rahmen von „Best of Theses“, der Vorstellung herausragender Abschlussarbeiten, gilt die Master-Arbeit „Anreizsysteme zur Steigerung der Mitarbeiterinnenmotivation von berufstätigen Müttern“ von Hergard Fellinger als Best-Practice-Beispiel in Bezug auf Diversität und Gleichbehandlung.
 

"Ich wollte mit meiner Master-Thesis die aktuelle Situation berufstätiger Mütter darstellen und Unternehmen Gestaltungsmöglichkeiten aufzeigen, welche die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern", Hergard Fellinger, Absolventin des IMC Krems.

Warum haben Sie dieses Thema für die Abschlussarbeit gewählt? 

Da ich selbst berufstätige Mutter von drei Kindern im Kindergarten- und Volksschulalter bin, war der persönliche Bezug zu dieser Thematik vordergründig. Nach Beendigung meiner Elternkarenzzeit musste ich mich zwischen der Möglichkeit einer Teilzeitanstellung oder meiner vorherigen Position entscheiden. Wie viele Mütter entschied auch ich mich für eine Teilzeitanstellung, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen.

Trotz meiner Bemühungen, eine andere Position im Unternehmen zu erlangen, die meinem damaligen betriebswirtschaftlichen Bachelor-Abschluss entsprochen hätte, wurde mir dies aufgrund meiner Teilzeitbeschäftigung nicht ermöglicht. Das war mit ein Grund, warum ich mich für ein weiterführendes Studium im Bereich Human Resource Management entschieden habe, denn ich wollte künftig aktiv in Unternehmen dazu beitragen können, dass auch berufstätigen Müttern Karrierechancen ermöglicht werden. 

Ich wollte mit meiner Master-Thesis die aktuelle Situation berufstätiger Mütter darstellen und Unternehmen Gestaltungsmöglichkeiten aufzeigen, welche die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern. Zahlreiche Studien bestätigen, wie nachhaltig die Entscheidung, Mutter zu werden, das Leben in beruflicher und finanzieller Hinsicht beeinflusst – nicht nur im Vergleich zu Männern, sondern auch zu kinderlosen Frauen. 

Was war das Ziel der Master-Arbeit und zu welchen Ergebnissen sind Sie gekommen?

Ziel der Master-Arbeit war es, die Herausforderungen berufstätiger Mütter im Berufsleben zu erforschen. Es sollte erarbeitet werden, mit welchen Anreizsystemen – speziell mit welchen freiwilligen Sozialleistungen oder Fringe Benefits – Unternehmen diese Gruppe fördern können. Weiters sollte erfragt werden, ob sich durch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie die Motivation der Mitarbeiterinnen erhöht. Daraus sollten mögliche Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. 
Ich kam zur Erkenntnis, dass individuelle Anforderungen und Bedürfnisse evaluiert und passende Anreize erarbeitet werden sollten. Die Wahl der Anreizleistungen sollte dabei den betroffenen Mitarbeiterinnen selbst freistehen. Dies können Unternehmen anhand eines flexiblen Cafeteria-Systems realisieren, mit dessen Hilfe neben betroffenen Müttern alle Mitarbeitenden die passendsten Leistungen wählen können. Mittels einer Befragung kann der Leistungskatalog überarbeitet und neue motivationsfördernde Anreize implementiert werden. 

Um welche Art von Leistungen handelt es sich dabei?

Im Falle von Müttern mit betreuungspflichtigen Kindern betrifft dies neben einem guten Betriebsklima und einem wertschätzenden Umgang vor allem Leistungen wie überdurchschnittliche Bezahlung mit Prämien und Provisionen sowie die Förderung von Weiterbildungen. Als Leistungen, die speziell zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie beitragen, empfehlen sich eine individuelle Arbeitszeitgestaltung, die finanzielle Förderung von Betreuungskosten, die Bereitstellung einer Ferien- und Nachmittagsbetreuung sowie zusätzliche Pflege- und Urlaubsfreistellungen zur häuslichen Pflege.
Doch berufstätige Mütter sollten nicht nur in Form von Leistungen gefördert werden. Es ist notwendig, dass neben einer Änderung der Unternehmenskultur auch ein Bewusstseinswandel innerhalb der Belegschaft, hin zu mehr Verständnis und weg von starren Sichtweisen, passiert. Vorurteile, Verallgemeinerungen und die Benachteiligung und Diskriminierung bestimmter Gruppen innerhalb der Belegschaftsstruktur dürfen von Unternehmen nicht toleriert werden und sind mit keiner Unternehmensstrategie zu vereinbaren.

Welche Forschungsmethode haben Sie für Ihre Arbeit angewandt? 

Das war die quantitative Sozialforschung mittels Online-Umfrage. Die Grundgesamtheit stellten dabei unselbstständig erwerbstätige Mütter mit mindestens einem betreuungspflichtigen Kind unter 15 Jahren dar. Um bei der Auswertung besser differenzieren zu können, wurden Mütter, unabhängig von der Lebensform, aus verschiedenen Branchen und mit unterschiedlichen Bildungsabschlüssen befragt. Es handelt sich hier um eine repräsentative willkürliche Stichprobe mit insgesamt 222 teilnehmenden Personen.

Was ist das Besondere an Ihrer Master-Arbeit? 

Besonders an meiner Arbeit finde ich, dass die Thematik für die überwiegende Mehrheit an Unternehmen von Bedeutung ist. Berufstätige Mütter finden sich in allen Branchen und Unternehmensgrößen wieder. Weiters sind die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen nicht nur in großen Unternehmen umsetzbar, sondern auch in kleinen und mittleren Betrieben. Durch die Erarbeitung der unterschiedlichen Anreize und deren Gestaltungsformen bieten sich den Unternehmen vielseitige Möglichkeiten, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu unterstützen.

Welchen Tipp können Sie an Studierende weitergeben, die gerade an ihrer Abschluss-Arbeit schreiben oder gerade auf der Suche nach einem Thema sind?

Mein Tipp ist definitiv, für die Abschluss-Arbeit ein Thema zu wählen, das im persönlichen Interesse der Studierenden liegt. Gerade eine so umfassende Arbeit wie die Master-Arbeit erfordert viel Zeit für Recherche. Da war es für mich besonders wichtig, dass ich hohes persönliches Interesse daran hatte, mehr über diese Thematik zu erfahren. Weiters ist die Wahl der oder des Betreuenden wichtig. Nicht nur das Themengebiet sollte zur Expertise der oder des Betreuenden passen, sondern auch auf persönlicher Ebene muss eine gute Kommunikation möglich sein. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, mit Prof. Mag.a Dr.in Berger-Grabner, MA eine Betreuerin mit großem Know-how gefunden zu haben und konnte stets auf ihr wertschätzendes und hilfreiches Feedback bauen.

Warum haben Sie Management studiert?

Ich habe bereits mein Bachelor-Studium Unternehmensführung und E-Business Management am IMC Krems absolviert und war sowohl vom Angebot der Studiengänge als auch von der Möglichkeit eines berufsbegleitenden Studiums sehr überzeugt. Für mein Master-Studium war mir dann schnell klar, dass sich der berufsbegleitende Studiengang Management mit der Möglichkeit, Human Resource Management als Spezialgebiet zu wählen, als ideale Weiterbildungsmöglichkeit anbot. So konnte ich mich auf Personalwesen spezialisieren und dies sogar neben Kindern und Beruf umsetzen. 

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang nach dem IMC Krems weitergegangen?

Zum Ende des Studiums habe ich meinen damaligen Job nach 17 Jahren gekündigt und mich auf die Suche nach einem Unternehmen begeben, das mir sowohl den Einstieg in ein neues Berufsfeld als auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen konnte. Bei Moser Wurst darf ich in einem Unternehmen arbeiten, welches aktiv an der Gestaltung von Anreizsystemen arbeitet und mich mein erworbenes Wissen umsetzen lässt.