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Mit Neugier und Kooperationsbereitschaft
Die gebürtige Holländerin Prof.(FH) Jessica Janssen, PhD, MSc, BH schloss ihren Master in Biomedizinischen Gesundheitswissenschaften in Nijmegen, Holland, ab. Danach absolvierte sie einen Bachelor in Physiotherapie an der Universität Utrecht und ein Doktorat an der University of Otago, Neuseeland. Seit 2022 ist sie Wissenschaftlerin und Lehrende am Institut für Therapie- und Hebammenwissenschaften des IMC Krems.
Red Flags und wissenschaftliche Kooperationen
„Ich interessiere mich für alles, was mit Physiotherapie und evidenzbasierter Praxis zu tun hat“, erklärt Janssen, was sie an ihrer wissenschaftlichen Arbeit fasziniert. „Es gibt so viele Dinge, die wir noch nicht wissen. Was funktioniert, was nicht, und wie stellen wir sicher, dass die Ergebnisse der Forschung auch in die Praxis einfließen?“
Aktuell befasst sich die Wissenschaftlerin unter anderem mit sogenannten Red Flags. Red Flags sind Anzeichen dafür, dass eine Patientin oder ein Patient möglicherweise nicht für eine physiotherapeutische Behandlung geeignet ist und ärztlich untersucht werden sollte, weil seinen Schmerzen möglicherweise eine ernste Erkrankung zugrunde liegt. „Im letzten Jahr haben wir Beispiele für klinische Fälle entwickelt, bei denen Red Flags auftraten. Anhand dieser Beispiele sollen die Fähigkeiten der Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten zur Erkennung von Red Flags verbessert werden. Heuer werden wir die klinischen Fälle mit Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten testen, die in privaten Praxen und Krankenhäusern arbeiten. Wir arbeiten mit der Karl Landsteiner Privatuniversität, den Universitätskliniken in Tulln und Krems und der Manchester Metropolitan University zusammen, was diesem Projekt einen zusätzlichen Impuls gibt“, erklärt Janssen.
Am Schnittpunkt zwischen Praxis und Theorie
Janssen hat in den Niederlanden Biomedizinische Gesundheitswissenschaften studiert und damit eine gründliche Ausbildung in Forschungsmethoden genossen. Sie vermisste allerdings in der Wissenschaft den praktischen Bezug zu den Patientinnen und Patienten. Daher entschloss sie sich zu einem Physiotherapie-Studium. „Erst nachdem ich als Physiotherapeutin gearbeitet hatte, entdeckte ich, dass ich genau in der Mitte zwischen Physiotherapie und akademischer Forschung stehen wollte, um eine Brücke zwischen den beiden Berufen zu schlagen.“ Janssen promovierte in Physiotherapie an der University of Otago, Neuseeland. Dort fühlte sie sich als Teil der physiotherapeutischen Forschungsgemeinschaft, was ihr die Energie gab, eine Karriere in der Forschung zu verfolgen.
Die Erfahrung, dass man Frauen in der Wissenschaft mitunter anders begegnet als ihren männlichen Kollegen, musste auch sie machen. „Frauen werden nicht immer gleichberechtigt behandelt – ich sehe zum Beispiel zu oft, dass die Frauen in einer Forschungsgruppe gebeten werden, die Sitzungsprotokolle zu schreiben“, kritisiert sie. Dennoch würde sie interessierten Frauen unbedingt empfehlen, den Schritt in eine wissenschaftliche Karriere zu wagen. „Es gibt nicht den einen richtigen Weg, sondern viele verschiedene. Nehmt euch die Zeit, von verschiedenen Leuten zu lernen, wenn möglich auch außerhalb Österreichs, und schaut, was für euch funktioniert“, rät sie jungen Frauen. Forschung sei sehr vielfältig und breit gefächert und öffne Optionen für quantitative wie auch qualitative Arbeit. „Suchen Sie sich Forschende, die Sie respektieren, und versuchen Sie, mit ihnen zusammenzuarbeiten und von ihnen zu lernen“, rät die Wissenschaftlerin.
Drei Fragen – drei Antworten:
Was bedeutet Ihnen wissenschaftliche Arbeit?
Für mich bedeutet Forschung Lernen, Zusammenarbeit, Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen, im Team zu arbeiten und natürlich, neue Dinge herauszufinden.
Was brauchen Frauen in der Wissenschaft, um Erfolg zu haben?
Frauen brauchen mehr Finanzmittel und Möglichkeiten, ihre Karriere zu beginnen und fortzusetzen.
Haben Sie einen Rat für junge Frauen und angehende Wissenschaftlerinnen?
Sie müssen kein Star in Mathematik sein, um Forscherin zu werden. Aber Sie müssen neugierig sein, einen soliden Plan entwickeln, diesen kommunizieren und einfach weitermachen.