Story
Nach den Sternen greifen
Diana Manianchira schloss 2021 ihr Bachelor-Studium Betriebswirtschaft für das Gesundheitswesen am IMC Krems ab und nahm im Anschluss ihr Master-Studium Health and International Development an der renommierten Universität London School of Economics and Political Science auf. Heute arbeitet sie beim weltweiten Technologiekonzern Oracle im Vertrieb. Neben ihrem 9-to-5-Job engagiert sich Diana mit Project Access für Bildungsaufstieg und Chancengerechtigkeit in Österreich. Dabei handelt es sich um eine Herzensangelegenheit, denn sie hat selbst als Bildungsaufsteigerin Erfahrungen gesammelt.
IMC Krems – das Sprungbrett in die weite Welt
Durch das Auslandssemester und Erasmus Plus hat mir das IMC Krems Tür und Tor für die weite Welt geöffnet. In meinem Auslandsjahr habe ich Menschen getroffen, die mich heute noch begleiten und inspirieren. Aus manchen dieser Begegnungen sind lebenslange Freundschaften entstanden und mit anderen teile ich unvergessliche Erinnerungen. So bin ich zum Beispiel bei Oracle in Amsterdam gelandet, weil mich ein Freund aus dem Auslandssemester in Taiwan empfohlen hat.
Persönliche Benefits
So wurde es mit der Zeit auch mein Bestreben, meinen sozialen Kreis zu diversifizieren und genügend Platz für neue Freundschaften einzuräumen. In der Heimat habe ich schnell gemerkt, dass ich nach einiger Zeit in denselben Kreisen und Freundschaften verweile. Die Auslandszeit hat mich intellektuell herausgefordert, ich habe meine Weltansichten hinterfragt und wurde mir meiner Privilegien bewusster. Meine prägende IMC Studienzeit hat mich auch in meiner Entscheidung, an eine internationale Top-Universität zu gehen, bestärkt.
Master an der London School of Economics
Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Nach meiner Bachelor-Prüfung fragt mich das Prüfungskomitee „Was ist der Plan, Frau Manianchira?“ – „Master an der London School of Economics and Political Science“, schoss es aus mir heraus. Staunen, Verwunderung und Überraschen lese ich in den Gesichtern der Professorinnen und Professoren. Ich verlasse den Raum und Scham überkommt mich, tausend Gedanken, geprägt von Zweifel und Ängsten, schießen mir durch den Kopf und die Erleichterung über den bestandenen Bachelor gerät schnell in den Hintergrund. Die LSE-Bewerbungshürden scheinen unendlich hoch, die Studienkosten untragbar und niemand in meinem Umfeld, der mir zur Seite stehen kann.
Bildung wird vererbt
Meine Ängste sind nicht unbegründet, denn nur jedes fünfte Arbeiterkind macht einen Hochschulabschluss, während die Quote bei Akademikerinnen- und Akademiker-Kindern bei 50% liegt. Schwacher familiärer Rückhalt, mangelnde finanzielle Ressourcen und fehlende Vorbilder erschweren den Bildungsaufstieg in Österreich. Meine Biografie, mangelnde Diversität in akademischen Kreisen und die statistische Realität haben mich entmutigt und ganz nach dem Motto „You can’t be what you can’t see“ schien mein Ziel utopisch und, ganz unter uns, lächerlich.
Project Access – der Brückenbauer
Doch dann stieß ich bei einer banalen Internetrecherche auf Project Access (PA). Das ist eine NGO, die es sich zum Ziel gemacht hat, jungen Menschen aus sozioökonomisch benachteiligtem Hintergrund den Weg an Top-Unis zu erleichtern. Jackpot! Schnell war das Anmeldeformular ausgefüllt und ein Interview später war ich schon im Programm. Mir wurde sofort ein Mentor zur Seite gestellt, der gemeinsam mit mir einen Bewerbungsplan-Entwurf erstellte und mir bei allen Fragen und Sorgen zur Seite stand. In einem zweitägigen kostenlosen Bootcamp in Horn wurden wir konkreter und haben Themen wie Stipendien und Personal Statements in einzelnen Workshops behandelt. Gemeinsam mit 30 anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern haben wir uns vernetzt, Erfahrungen geteilt und gegenseitig ermutigt.
Träume werden Realität
Ein halbes Jahr nach dem Bootcamp in Horn erhielt ich die Zusage für die London School of Economics and Political Science. Die LSE hat eine Aufnahmequote von 9% und ich war eine der 53 Akzeptierten. Heute, ein Jahr später, kann ich immer noch sagen, dass es die beste Entscheidung war. Es hat nicht nur meine Sichtbarkeit am internationalen Arbeitsmarkt erhöht, sondern ich habe großartige, ambitionierte und inspirierende Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt, die mich ein Leben lang begleiten werden.
Die Statistik hat nicht immer recht
An all jene,
deren Nachnamen auch Zungenbrecher sind,
deren Eltern keine Anwältinnen, Anwälte, Ärztinnen oder Ärzte sind,
die neben dem Studium arbeiten müssen, um sich über Wasser zu halten,
die oft die Minderheit in akademischen Räumen sind, und
für jene, für die ein Studium nicht selbstverständlich ist:
lasst euch nicht entmutigen. Es ist nicht einfach, eine Bildungsaufsteigerin zu sein. Im Gegenteil, ihr seid statistische Wunder. Seid proaktiv, vernetzt euch und gebt nie auf, denn diese Welt braucht mehr von euch.
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