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Studie erforscht Betätigungsbalance pflegender Angehöriger
Negative Auswirkungen und gezielte Interventionen
Pflegende Angehörige, die sich unentgeltlich um ihnen nahestehende Menschen nach einem Schlaganfall kümmern, bilden das Rückgrat der pflegerischen Versorgung in vielen europäischen Ländern. Eine große Herausforderung für sie ist, die damit verbundenen Rollen und Aufgaben mit ihren persönlich bedeutungsvollen Alltagsaktivitäten, wie Selbstfürsorge, Freizeit oder Erwerbstätigkeit, in Einklang zu bringen. Durch die Verantwortung für die Pflege einer nahestehenden Person leidet mitunter die eigene Betätigungsbalance, also die Zufriedenheit mit den Tätigkeiten, die eine Person tut, zu tun hat oder tun möchte.
Bisher hat sich die Forschung im Bereich der informellen Pflege in erster Linie auf psychische und körperliche Belastungen im Pflegekontext konzentriert. Die möglichen negativen Auswirkungen einer fehlenden Betätigungsbalance auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der pflegenden Angehörigen sind hingegen noch wenig erforscht. Das CROB Forschungsprojekt möchte nun diese Lücke schließen. Mit einem ganzheitlichen Blick werden hinderliche und unterstützende Faktoren auf individueller, sozialer und politischer Ebene untersucht. Auf dieser Basis soll eine gezielte Intervention auf struktureller und individueller Ebene zur Förderung der Betätigungsbalance in besagter Population entwickelt werden.
Wertschätzung für geleistete Arbeit
Im Zuge des Forschungsprojekts werden ein systematischer Literaturreview, halbstrukturierte Interviews und Zeitnutzungstagebücher, Diskussionen mit Expert*innen und Online-Fragebögen durchgeführt. Die zukunftsorientierte Ausrichtung des Forschungsprojekts legt den Fokus nicht nur auf die Erforschung des Erlebens, sondern auch auf die Generierung von Ideen für zukünftige Interventionen auf individueller und struktureller Ebene. Das Forschungsprojekt wird unter der Leitung des Instituts Health Sciences des IMC Krems in Kooperation mit dem Karolinska Institut und dem Unternehmen Duervation umgesetzt.
„Informelle Pflegetätigkeiten werden zum Großteil durch Frauen geleistet, erhalten in der Gesellschaft wenig Anerkennung und bringen finanzielle und persönliche Nachteile mit sich. Diese Gruppe zu unterstützen und Bewusstsein und Wertschätzung für die geleistete Arbeit zu erhöhen, ist uns als Projektteam ein großes Anliegen. Dabei ist uns wichtig, dass mögliche Interventionen nicht ausschließlich auf individueller Ebene ansetzen, sondern auch die politische und gesellschaftliche Ebene miteinbezogen werden“, beschreibt Hanna Köttl die Motive für das Forschungsprojekt.