Die Abwanderung von hochqualifizierten Fachkräften – auch als Brain Drain bekannt – stellt viele europäische Regionen vor große Herausforderungen. Besonders betroffen sind strukturschwache Hochschulstandorte, denen es oft schwerfällt, junge Talente in der Region zu halten. Genau hier setzte das europäische Erasmus+-Projekt ENDORSE an, das nun unter der Leitung des IMC Krems erfolgreich abgeschlossen wurde.
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Talentabwanderung im Fokus – EU-Projekt ENDORSE erfolgreich abgeschlossen

Das Projekt wurde von der österreichischen Nationalagentur mit dem Best Practice-Label der EU ausgezeichnet – eine besondere Ehrung für Projekte mit herausragender Qualität, Relevanz und Wirkung.
Gemeinsam mit Partnerhochschulen aus Schweden, Deutschland, Polen, Griechenland und Lettland wurden in den vergangenen drei Jahren innovative Strategien entwickelt, um dem Talentverlust entgegenzuwirken und unternehmerisches Denken und Handeln bei Studierenden gezielt zu fördern.
Neue Perspektiven für strukturschwache Regionen
Auf Grundlage eines europaweiten Vergleichs wurden jene Universitäts-Regionen identifiziert, die besonders stark von Talentabwanderung betroffen sind. Basierend auf dieser Analyse entwickelte das Projektteam regionalspezifische Konzepte zur Förderung unternehmerischer Kompetenzen an Hochschulen. Die entstandenen Studienmaterialien und Schulungsmodule sind modular aufgebaut und können sowohl in wirtschaftsnahen als auch interdisziplinären Studiengängen eingesetzt werden. Ziel ist es, Studierende frühzeitig für das Thema Unternehmertum zu sensibilisieren und ihnen praxisnahes Handwerkszeug mitzugeben.
Stärkere regionale Verankerung von Hochschulen
Im Zentrum von ENDORSE (Enhancing development of entrepreneurial strategies at university locations affected by brain drain) stand die Frage, wie Hochschulen als Motoren regionaler Entwicklung agieren können. „Durch die bessere Integration in unternehmerischen Ökosystemen können Hochschulen aktiv dazu beitragen, dass Studierende ihre Ideen vor Ort umzusetzen und Startups gründen – und damit echte Perspektiven in der eigenen Region schaffen“, betont Prof.(FH) Dr. Alina Schoenberg, Projektleiterin und Studiengangsleiterin am IMC Krems.
Eine zentrale Rolle spielen dabei die entwickelten Lehrmaterialien sowie die praxisorientierten Leitlinien für die Entrepreneurship-Lehre, die flexibel an regionale Gegebenheiten angepasst werden können. Lehrende und weitere Interessierte können den Standorttyp ihrer Hochschule ermitteln und die Inhalte entsprechend zuschneiden.
Die Kombination aus anpassbaren Lernmodulen und konkreten Handlungsempfehlungen für Lehrende und regionale Akteure ermöglicht es Hochschulen, Entrepreneurship stärker in Lehre und Praxis zu verankern. Dabei werden nicht nur Studierende gezielt auf unternehmerische Herausforderungen vorbereitet, sondern auch regionale Innovationsnetzwerke gestärkt – durch Kooperationen mit Start-ups, Inkubatoren, politischen Entscheidungsträgern und anderen relevanten Stakeholdern. So leisten Hochschulen einen aktiven Beitrag zur regionalen Entwicklung und zur Bindung hochqualifizierter Absolvent*innen an ihre Studienorte.
Impulse für Politik und Praxis
Neben der Arbeit mit Studierenden lag ein weiterer Schwerpunkt auf der Entwicklung von Empfehlungen für politische Entscheidungsträger. Diese sollen Hochschulen in ihrer strategischen Rolle als regionale Innovations- und Wirtschaftspartner stärken. Erste Ergebnisse und Modelle stießen bereits auf Interesse in Politik und Verwaltung – sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene.
Ein nachhaltiger Erfolg des Projekts ist zudem der Aufbau eines transnationalen Netzwerks, das auch über die Projektlaufzeit hinaus den Austausch zwischen den beteiligten Hochschulen fördert. „Gerade in Zeiten großer gesellschaftlicher Umbrüche ist die europäische Zusammenarbeit unverzichtbar, um voneinander zu lernen und gemeinsame Lösungen zu entwickeln“, betont Alina Schoenberg.
Internationale Zusammenarbeit gegen Brain Drain
Am Projekt beteiligt waren – neben der IMC Krems – die Mid Sweden University (Schweden), die Hochschule Niederrhein (Deutschland), die University of Lodz (Polen), die Panteion-Universität Athen (Griechenland) sowie die Ventspils University of Applied Sciences (Lettland). Gemeinsam setzten sie sich zum Ziel, wirksame Maßnahmen gegen die Abwanderung von Talenten aus Hochschulregionen zu entwickeln und umzusetzen.