Story
„Verstehe, was dich antreibt!“
Warum haben Sie sich damals für ein Studium am IMC Krems entschieden? Was waren die ausschlaggebenden Faktoren?
Ich habe mich für ein Studium an einer Fachhochschule entschieden, weil es dort einen strukturierten Stundenplan und fixe Plätze für Laborpraktika gibt. Das IMC hat mich aus mehreren Gründen überzeugt: Die Vorlesungen wurden zur Gänze auf Englisch gehalten, was mich gut auf die weiteren Schritte vorbereiten würde, ein international vielfältiges Umfeld, und die Vorlesungen hatten einen fokussierten Zugang zum Thema. Meine Entscheidung stand fest, als ich zum Vorstellungsgespräch kam und die einladende und freundliche Atmosphäre aus erster Hand erfuhr. Besonders begeistert war ich, als Prof. Dr. Harald Hundsberger anbot, uns nach dem Vorstellungsgespräch durch die Labore zu führen.
Im Nachhinein habe ich gelernt, dass es gar nicht so einfach ist, mit einem Fachhochschulabschluss eine Doktorandenstelle zu bekommen und dass das IMC auch in der wissenschaftlichen Gemeinschaft einen sehr guten Ruf hat.
Worüber werden Sie in Ihrem Vortrag auf dem Life Science Meeting 2024 sprechen?
Ich werde über mein Promotionsprojekt sprechen. Obwohl 20 Minuten recht knapp bemessen sind, werde ich mein Bestes tun, um einen Einblick in das zu geben, woran ich in den letzten Jahren gearbeitet habe.
In erster Linie freue ich mich darauf, über meine Forschung zu sprechen, aber ich freue mich auch auf die Diskussion am runden Tisch, den Erfahrungsaustausch, das Wiedersehen mit ehemaligen Lehrenden, Kolleginnen und Kollegen sowie die Interaktion mit den derzeitigen Studierenden. Ich sehe dies auch als Gelegenheit, Studierenden, die eine akademische Laufbahn anstreben oder ein Studium in Heidelberg, Cambridge oder im Ausland in Erwägung ziehen, meine Unterstützung und mein Netzwerk anzubieten.
Was schätzen Sie am Life Science Meeting und wovon profitieren die Studierenden?
Als Studentin fand ich es unglaublich spannend, die vielfältigen Berufsmöglichkeiten zu erkunden, die sich mir nach Abschluss meines Studiums bieten. Ich schätzte die Möglichkeit, Einblicke in das zu erhalten, was mich nach meinem Abschluss erwartet, mich über die aktuelle Forschung und die Fortschritte in der Pharmaindustrie respektive Biotechnologie auf dem Laufenden zu halten und mein Netzwerk durch den Austausch mit Kommilitoninnen und Kommilitonen sowie Referentinnen und Referenten zu erweitern. Darüber hinaus erhöhen diese Veranstaltungen die Sichtbarkeit des IMC durch die Einladung von Referentinnen und Referenten aus verschiedenen Bereichen und tragen zu einem dynamischen und bereichernden Lernumfeld bei.
Welche spezifischen Forschungsprojekte oder Studien haben Sie seit Ihrem Abschluss in medizinischer und pharmazeutischer Biotechnologie besonders fasziniert?
Ich habe eine natürliche Vorliebe für Projekte, die sich mit menschlichen Krankheiten befassen, wie Immunologie, Neurowissenschaften, regenerative Medizin und natürlich Fibrose. Was mich in den letzten Jahren wirklich fasziniert hat, waren die kollektiven Anstrengungen, die während der Covid-19-Pandemie zu beobachten waren.
Der Geist der Zusammenarbeit und die raschen Fortschritte, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit erzielten, waren wirklich inspirierend. Es zeigte die bemerkenswerte Kraft von Teamarbeit und Kooperation, um wissenschaftliche Erkenntnisse schnell und effektiv voranzubringen und wissenschaftliche Innovationen voranzutreiben. Diese Erfahrung hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen.
Können Sie uns etwas über Ihre aktuelle Arbeit und Ihre Forschungsaktivitäten am EMBL erzählen?
Mein Hauptprojekt befasst sich mit der Nierenfibrose, einem ernsten Gesundheitszustand, von dem mehr als 10 % der Weltbevölkerung betroffen sind und der jedes Jahr zu Millionen von Todesfällen führt. Fibrose tritt auf, wenn sich Narbengewebe bildet, und eine der beteiligten Zellarten, die Myofibroblasten, ist für diese übermäßige Narbenbildung verantwortlich. Trotz der Fortschritte beim Verständnis der chronischen Nierenerkrankung (CKD) gibt es immer noch keine spezifischen Behandlungsmöglichkeiten, und die derzeitigen Methoden zur Diagnose der Krankheit sind nicht sehr wirksam, um sie frühzeitig zu erkennen oder das Ausmaß der Nierenschädigung genau zu beurteilen. Es besteht also ein dringender Bedarf an besseren Methoden, um die Krankheit früher zu erkennen und zu verstehen, wie sie fortschreitet, damit neue Behandlungsmethoden entwickelt werden können.
Mein Ziel war es daher, die Krankheitsmechanismen hinter der Nierenfibrose besser zu verstehen. Konkret verwendete ich ein Modell, das die Krankheit in Zellkulturen nachahmt, und beobachtete, wie die Zellen auf die Auslöser der Fibrose reagierten. Indem ich Veränderungen von Genen und Proteinen im Laufe der Zeit untersuchte und einen integrativen Datenanalyseansatz verwendete, fand ich potenzielle neue Marker für die Krankheit und testete in weiteren Experimenten mögliche Behandlungen. Die Studie ist zwar noch nicht abgeschlossen, aber sie liefert tiefere Einblicke in die Entwicklung der Nierenfibrose und gibt Hoffnung auf neue Behandlungsmöglichkeiten für CKD.
Wie hat sich Ihre Karriere seit Ihrem Abschluss entwickelt und welche Meilensteine haben Sie auf Ihrem Weg erreicht?
Nach meinem Abschluss am IMC blieb ich noch ein paar Monate in dem Labor, in dem ich meine Masterarbeit geschrieben hatte, um das Projekt weiterzuentwickeln. Dann begann ich meine Doktorarbeit am EMBL. Vor kurzem habe ich einen wichtigen Meilenstein erreicht: Ich habe meine Dissertation eingereicht und warte nun gespannt auf meine Verteidigung in den kommenden Wochen.
Während ich dank meines Studiums am IMC und meiner Praktika eine solide Grundlage in der Durchführung von Experimenten und der Sammlung von Wissen aus der Literatur hatte, war es mir wichtig, meine Fähigkeiten in der Datenanalyse zu verbessern. Dank des interdisziplinären Charakters meines Promotionsprojekts und der Unterstützung meiner Kolleginnen und Kollegen habe ich dieses Ziel erfolgreich erreicht. Während meiner Promotion hatte ich auch die Möglichkeit, meine Fähigkeiten weiter auszubauen. In Zusammenarbeit mit anderen Studierenden und Doktorandenvertreterinnen und -vertretern haben wir Konferenzen, gesellschaftliche Veranstaltungen und andere Projekte organisiert, um die Erfahrung der Doktorandinnen und Doktoranden am EMBL zu verbessern.
Welche bahnbrechenden Entwicklungen oder Innovationen in der Biotechnologie haben Ihrer Meinung nach das Potenzial, die Gesundheitsbranche nachhaltig zu verändern, und wie könnten Sie dazu beitragen?
Es gibt derzeit einige vielversprechende Entwicklungen auf dem Gebiet der Biotechnologie. In den letzten Jahrzehnten wurden immense Datenmengen generiert, insbesondere durch das Aufkommen von Multi-omics-Datensätzen. Da die künstliche Intelligenz immer weiter fortschreitet, erleben wir bereits klinische Studien auf der Grundlage von Wirkstoffen, die durch KI-gestützte Zielentdeckungsplattformen identifiziert wurden. Es ist eine spannende Zeit, in der die Konvergenz von datengesteuerten Erkenntnissen und Spitzentechnologie die Zukunft des Gesundheitswesens prägt.
In der Biotechnologie erwarte ich, dass Gentherapie und Zelltherapie zunehmend an Bedeutung gewinnen werden. In meiner eigenen Arbeit, die sich mit Fibrose befasst, ist ein entscheidender Aspekt die bereits erwähnte extrazelluläre Matrix oder das Narbengewebe. Diese Matrix bietet nicht nur strukturelle Unterstützung, sondern ist für das Funktionieren eines jeden Organs unerlässlich. Um die Wirkungen von Medikamenten, die beispielsweise durch KI-gesteuerte Plattformen identifiziert werden, zu bewerten, sind strenge Tests in physiologisch relevanten Modellen entscheidend, bevor sie in klinische Studien am Menschen einfließen. Die Verbesserung von Zellkulturmodellen stellt eine große Chance dar, nicht nur um die Abhängigkeit von Tiermodellen zu verringern, sondern auch um Initiativen der regenerativen Medizin voranzutreiben.
Können Sie uns etwas über Ihre persönliche Verbindung zur Biotechnologie erzählen? Was hat Sie dazu inspiriert, sich auf diesen Bereich zu spezialisieren?
Während des Biologie-, Physik- und Chemieunterrichts in der Schule wurde in mir eine Leidenschaft für die Biowissenschaften entfacht. Damals wurde mir klar, dass ich die Wunder der Natur nicht nur verstehen kann, sondern dass man sie auch zum Nutzen der Menschheit einsetzen kann. Von der Versorgung von Diabetespatienten mit Insulin bis hin zur Bekämpfung einer Vielzahl von Krankheiten, kurz gesagt: das Potenzial, wirklich etwas zu bewirken, hat meine Leidenschaft geweckt.
Welchen Rat würden Sie angehenden Biotechnologiestudierenden geben, die eine ähnliche Karriere wie Sie anstreben?
Verstehe, was dich antreibt. Das mag oft schwer sein, aber mache den nächsten Schritt und bleib in Bewegung, um deinen Horizont zu erweitern und herauszufinden, was dich motiviert.
Bleib aufgeschlossen, ergreife Gelegenheiten zum Lernen und Wachsen, sowohl beruflich als auch persönlich.
Erkenne, wie wichtig deine Zeit ist, und investiere sie klug. Konzentriere dich auf den Erwerb von Fähigkeiten, die für dein berufliches Fortkommen wertvoll sein werden, und vergiss nicht, das Leben zu genießen.
Beharrlichkeit ist der Schlüssel, lass dich also nicht von Selbstzweifeln zurückhalten. Gehe das Risiko ein und bewirb dich auf Stellen, auch wenn du vielleicht nicht voll qualifiziert bist.
Investiere Zeit in den Aufbau eines (Unterstützungs-)Netzwerks, umgib dich mit Gleichaltrigen, Mentorinnen und Mentoren sowie Kolleginnen und Kollegen, die dich auf deinem Weg begleiten können. Sei es in einem PhD-Programm oder mit anderen Gleichgesinnten. Unterstütze auch andere und stärke die Verbindungen deines sozialen Netzwerks.
BACHELOR-STUDIENGANG MEDICAL AND PHARMACEUTICAL BIOTECHNOLOGY