Das europäische FlexCrash-Projekt, koordiniert vom Technologiezentrum Eurecat, hat eine Online-Plattform entwickelt, die gemischte Verkehrsszenarien in Echtzeit simuliert. Dadurch können kritische Verkehrssituationen identifiziert und die Sicherheit im Straßenverkehr verbessert werden. Das IMC Krems spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung der Simulationsumgebung und hat maßgeblich zur Gestaltung und Implementierung der Plattform beigetragen.
Presse
Neue Simulationsplattform zur Verbesserung der Verkehrssicherheit

Die innovative FlexCrash-Plattform ermöglicht es menschlichen Fahrern und autonomen Fahrzeugen (AVs), in realistischen Simulationen zu interagieren. Dadurch können Entwickler, Regulierungsbehörden und Verkehrsexperten wertvolle Einblicke gewinnen, um potenzielle Sicherheitsprobleme zu erkennen und die Leistung autonomer Fahrzeuge zu optimieren.
Innovative Technologie für realistische Simulationen
Aktuelle Testmethoden für autonome Fahrzeuge basieren stark auf Simulationen, jedoch berücksichtigen bestehende Werkzeuge oft nicht die Komplexität von gemischten Verkehrsszenarien mit sowohl autonomen als auch menschlich geführten Fahrzeugen. FlexCrash schließt diese Lücke, indem es die Integration mehrerer AVs und menschlicher Fahrer in einer einzigen Simulationsumgebung ermöglicht.
Die Plattform nutzt ein rundenbasiertes strategisches Spielparadigma, das den Simulationsprozess vereinfacht und die kognitive Belastung der Nutzer reduziert. Dieser innovative Ansatz stellt zudem sicher, dass Simulationen auch bei Netzwerkunterbrechungen oder Verzögerungen reibungslos ablaufen.
Wichtige Funktionen und Anwendung
FlexCrash folgt einer bewährten Architektur für skalierbare und benutzerfreundliche Webplattformen. Sie bietet eine Reihe von REST-APIs und Web-Oberflächen, die eine Fernbeteiligung von AVs und menschlichen Fahrern ermöglichen.
„Da der Einsatz autonomer Fahrzeuge zunimmt und sie immer häufiger im Straßenverkehr vorkommen, wird das Verständnis dieser Interaktionen entscheidend sein, um die Verkehrssicherheit zu verbessern und Verkehrssysteme zu optimieren", erklärt Hannah Arpke, Projektkoordinatorin bei Eurecat.
Zu den Hauptfunktionen der Plattform gehören die Erstellung und Überwachung gemischter Verkehrsszenarien, das Aufzeichnen von Fahrzeugtrajektorien sowie die Analyse der Entwicklung dieser Szenarien über die Zeit. Nutzer können individuelle Szenarien entwerfen, deren Verlauf in Echtzeit verfolgen und das Verhalten von Fahrzeugen bewerten, um sowohl autonome als auch menschliche Fahrstrategien zu verbessern. Die Simulationen enden unter festgelegten Bedingungen, z. B. wenn die maximale Dauer erreicht ist oder wenn alle Fahrzeuge ihre Ziele erreicht haben oder in einen Unfall verwickelt wurden.
Darüber hinaus verfügt die Plattform über eine einzigartige Funktion zur vermittelten Trajektorienprobennahme, die es menschlichen Fahrern ermöglicht, ihre Fahrtrouten interaktiv zu planen, ohne komplexe kinematische Berechnungen durchführen zu müssen.
„Anstatt sich nur auf vergangene Unfälle zu stützen, wird die FlexCrash-Plattform realistische Verkehrsszenarien basierend auf dem tatsächlichen Fahrverhalten generieren. So lassen sich kritische Situationen und Unfälle erkennen, die in bestehenden Datenbanken und Unfalldatensätzen nicht erfasst sind", betont Deepak Dhungana, Leiter des Instituts für Digitalisierung und Projektpartner vom IMC Krems.
Während die aktuelle Version der FlexCrash-Plattform bereits ein leistungsstarkes Tool für kleine Experimente darstellt, plant das Forschungsteam, ihre Leistungsfähigkeit und Skalierbarkeit in zukünftigen Updates weiter zu verbessern.
Nachhaltigkeit und Fahrzeugsicherheit im Fokus
Neben der Simulation verfolgt das FlexCrash-Projekt auch das Ziel, die Fahrzeugsicherheit und Nachhaltigkeit durch die Entwicklung fortschrittlicher crash-toleranter Strukturen zu erhöhen. Durch den Einsatz hochfester, umweltfreundlicher Aluminiumlegierungen sollen sicherere, leichtere und kreislauffähigere Fahrzeugstrukturen entwickelt werden. Dieser Ansatz trägt nicht nur zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen bei, sondern verbessert auch signifikant die Crashsicherheit, insbesondere bei Frontalzusammenstößen, die 70 % aller Autounfälle ausmachen.
Zum Projekt FlexCrash
Das FlexCrash-Projekt wird von der Europäischen Union im Rahmen des Horizon-Europe-Programms gefördert und besteht aus einem Konsortium von zehn Partnern aus Spanien, Italien, Deutschland, Schweden und Österreich. Dazu gehören vier Forschungs- und Technologieorganisationen (das Technologiezentrum Eurecat, das CRF-Forschungszentrum von Stellantis, die Virtual Vehicle Research GmbH und das Fraunhofer IWS), zwei Universitäten (Luleå Tekniska Universitet und das IMC Krems), drei Industriepartner (Gestamp, Gemmate Technologies und Aerobase Innovations) sowie eine Normungsorganisation (UNE – die Spanische Vereinigung für Normung).