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Pilotstudie zur Unterstockbegrünung in Weingärten

Im Rahmen eines geplanten Forschungsprojektes zum Thema standortangepasste Begrünung für den Unterstock fand 2022 ein Pilotprojekt in zwei Weingärten im Krems- und Kamptal statt. 
 

(c) Eitle; Im Rahmen des Forschungsprojekts zum Thema standortangepasste Begrünung für den Unterstock fanden Untersuchungen in Weingärten im Krems- und Kamptal statt. Am Bild der Versuchsstandort Heiligenstein.

Markus Eitle von der IMC Fachhochschule Krems (IMC Krems), Institut für Tourismus, Wein Business und Marketing, arbeitet gemeinsam mit vier Wissenschaftler*innen des Forschungsinstituts für biologischen Landbau in Frankfurt, Deutschland, und der Universität für Bodenkultur in Wien an einem Forschungsprojekt zur standortangepassten Begrünung als Alternative im Unterstock. 
Der Unterstockbereich (USB) ist ein sensibler Bereich in Weingärten, über den Reben einen signifikanten Teil ihres Nährstoff- und Wasserbedarfs decken. Durch mechanische und chemische Verfahren wird vielerorts versucht, konkurrierende und hochwachsende Beikräuter im USB zu unterdrücken, um optimale Wachstumsbedingungen für die Reben zu gewährleisten. In Abhängigkeit der Bodenbeschaffenheit können diese Verfahren, neben erhöhten Arbeits- und Betriebskosten, langfristig zu einer Verminderung der Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität führen. Die Erforschung angepasster und bodenschonender USB-Alternativen ist nicht nur für den österreichischen Weinbau, sondern auch im Hinblick auf die UN-Nachhaltigkeitsziele von globalem Interesse. Erste internationale Forschungsergebnisse aus Begrünungsversuchen sind vielversprechend in Bezug auf deren Praxistauglichkeit und Belebung des Bodenlebens, jedoch bestehen sie teilweise aus standortfremden Kräutern und Gräsern mit verminderter Anpassung. 

Pilotstudie als Vorbereitung

Das geplante Forschungsprojekt der IMC Krems und der Universität für Bodenkultur zielt auf die Entwicklung einer USB-Begrünung aus lokalen, niedrigwachsenden Kräutern, angepasst an niederösterreichische Weinbaubedingungen im Naturraum der pannonischen Flach- und Hügelländer, ab. Eine einjährige IMC-Pilotstudie, die 2022 in Kooperation mit dem Familienweingut Sepp Moser und dem Landgut Johann und Marlene durchgeführt wurde, untersuchte die Standortanpassung und Bodenbedeckungswirkung einer USB-Mischung aus lokal selektierten Beikrautarten. Für den Versuch wurde eine Mischung aus fünf Kräutern im USB zweier Weingärten in Rohrendorf bei Krems mit lehmig-sandigem Löss und am Zöbinger Heiligenstein mit lehmig-schluffigem Sandboden im Frühjahr ausgepflanzt. Zusätzlich gab es an beiden Standorten Erdbeer-Varianten, die in Rohrendorf gepflanzt und am Heiligenstein ausgesät wurden. Gegen Ende der Wachstumsperiode wurden die Wuchsrate und der Bodenbedeckungsgrad standardisiert erfasst und analysiert.

Optimierte Unterstockbegrünung

Erste Ergebnisse weisen auf eine gute Anwuchsrate und Standortanpassung von vier der fünf Kräuterarten hin. Lediglich das teilweise annuale Quendel-Sandkraut zeigte auf beiden Standorten einen schwachen Wuchs. Der Vergleich beider Weingärten zeigt, dass Silber-Fingerkaut und Scharfer Mauerpfeffer am Standort in Rohrendorf vergleichsweise kräftigere Pflanzen ausbildeten, was auf den nährstoffreicheren Boden zurückgeführt werden könnte. Weißer Mauerpfeffer und Sandquendel entwickelten an beiden Standorten wüchsige Pflanzen. Die Analyse des Bodenbedeckungsgrades zeigt, dass die USB-Mischung im relativen trockenen Versuchszeitraum 2022 12,25 % bzw. 3,68 % des Bodens bedeckte; die ausgepflanzte Erdbeer-Variante in Rohrendorf sogar 29,56 %. Aufgrund der schwachen Entwicklung der Erdbeer-Aussaat-Variante liegt der Fokus der Forschergruppe 2023 auf der Optimierung des Aussaatverfahrens im USB.
Basierend auf den ersten Ergebnissen und der Relevanz des Themas für den nachhaltigen innovativen Weinbau, soll das Projekt zukünftig auf weitere Flächen in Niederösterreich ausgeweitet und potenzielle Wechselwirkungen der Unterstockbegrünung mit der Wasser-/Nährstoffkonkurrenz, der Fruchtqualität, dem Bodenleben und der Biodiversität sollen über einen längeren Zeitraum erforscht werden.

Die Autoren der Studie

Markus Eitle, IMC Fachhochschule Krems, Department of Business, Institute of Tourism, Wine Business and Marketing; Marlene Milan, Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Department Nachhaltige Landbausysteme, Frankfurt; Sabine Plenk, Universität für Bodenkultur, Department für Raum, Landschaft und Infrastruktur, Institut für Landschaftsarchitektur; Cornelia Amon und Albert Stöckl, IMC Fachhochschule Krems, Department of Business, Institute of Tourism, Wine Business and Marketing