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Schraubverschluss vs. Naturkorken beim Wein

IMC-Studie: Wie sich die Art des Verschlusses auf den Wein auswirkt. 

Das Thema "Kork oder Schrauber" beim Wein wird auch heute, 20 Jahre nach der flächendeckenden Einführung des Schraubverschlusses in Österreich, sowohl in der Weinwirtschaft als auch unter Weinliebhabern leidenschaftlich und oft sehr emotional diskutiert. 

Korken und Schraubverschluss in Händen zum Vergleich
Eine IMC-Studie untersuchte den Einfluss von Naturkorken und Schraubverschlüssen auf die chemischen und sensorischen Eigenschaften österreichischer Weine.

Aus Konsumentensicht liegen die Vorteile des Schraubverschlusses vor allem in der einfachen Wiederverschließbarkeit und der risikolosen Lagerung der liegenden Flasche im Kühlschrank. Die Befürworter des Naturkorkens führen häufig die Ästhetik und das festliche Prozedere beim Entkorken einer Weinflasche an. Außerdem wird immer wieder darauf hingewiesen, dass Prestigeweine, die lange im Keller reifen sollen, mit Kork verschlossen werden sollten. Aus Sicht der Produzenten spielen vor allem der deutlich niedrigere Preis des Schraubverschlusses sowie die nie auszuschließende Gefahr, den eigenen Wein mit einem durch Trichloranisol (TCA) verursachten Korkfehler zu kontaminieren, eine wichtige Rolle. 

Sven Patrick Wessel, BA, Absolvent des Studiengangs International Wine Business am IMC Krems, untersuchte in seiner Bachelorarbeit den Einfluss unterschiedlicher Flaschenverschlüsse - Naturkork und Schraubverschluss - auf die chemischen und sensorischen Eigenschaften österreichischer Weine. Betreut wurde die Arbeit von Studiengangsleiter Prof. (FH) Dr. Albert Stöckl.

Die Studie, die in Zusammenarbeit mit der HBLA und BA Klosterneuburg sowie der BOKU Wien durchgeführt wurde, analysierte die chemische Stabilität, Frische und Aromatik von 23 österreichischen Weinen aus allen vier Weinbaugebieten: Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Wien. Insgesamt wurden 46 Proben untersucht, da jeder Wein sowohl mit Naturkork als auch mit Schraubverschluss abgefüllt wurde.

Wissenschaftliche Präzision: Chemische und sensorische Analysen

Die chemischen Analysen konzentrierten sich auf Parameter wie Schwefeldioxidgehalt, Säure und Alkohol. Die Ergebnisse zeigten nur minimale Unterschiede zwischen den Verschlussarten, was darauf hindeutet, dass die chemische Stabilität des Weins weitgehend unabhängig vom Verschluss ist.

Sensorische Tests, die mit einem Experten-Panel, bestehend aus IMC Wine Business-Lektoren, Winzern und Händlern durchgeführt wurden, offenbarten jedoch subtile Unterschiede im Geschmack. Weißweine mit Schraubverschluss wurden tendenziell als frischer und säurebetonter wahrgenommen, während Naturkork die Weine runder und etwas kräftiger erscheinen ließ. Ähnliche Effekte zeigten sich bei Rotweinen: Schraubverschlüsse bewahrten die Frische besser und ließen sie lebendiger erscheinen.

Im direkten Vergleich „gewinnt“ der Schraubverschluss

In den Blindverkostungen des Expertenpanels zeigte sich eine Präferenz für den Schraubverschluss: 60,8 % der Verkoster bevorzugten im direkten 1:1-Vergleich Weißweine mit Schraubverschluss, bei Rotweinen waren es sogar 69,1 %. Hervorzuheben ist, dass vor allem gereifte Weine zur Verkostung standen. Weine der Jahrgänge 2003, 2004, 2005 und aus den 2010er Jahrgängen waren verfügbar. Nur zwei Weine waren wirklich jung (Jahrgang 2021).

Die Ergebnisse zeigen, dass der Verschluss selbst bei langer Lagerung keine signifikanten chemischen Unterschiede hervorruft, jedoch die sensorische Wahrnehmung und damit die Konsumentenpräferenz beeinflussen kann. Die Ergebnisse widerlegen zudem die Annahme, dass Weine mit Schraubverschluss nicht so gut reifen beziehungsweise, dass sich Weine mit Kork besser oder „schöner“ entwickeln würden.

ZUM STUDIENGANG INTERNATIONAL WINE BUSINESS